Nach dem die grüne IT ja das Trendthema des letzten Jahres war und sogar die Cebit ein kleines Eck für spezielle Green-IT Anbieter reserviert hat wollte ich doch mal überprüfen wie es mit der Stromversorgung einiger deutscher Anbieter wirklich aussieht.
Gerade durch den „Gruppenzwang“ bei den größeren Unternehmen hat sich doch einiges bewegt in der Branche. Aber setzen denn wirklich alle Anbieter auf Strom aus regenerativen Energien?
Dabei gibt es eigentlich meist drei Szenarien.
1.) Strom aus den klassischen Energiequellen
Der Anbieter setzt weiterhin auf den geringfügig günstigeren Strom aus Kohle, Gas, Öl oder atomare Spaltung. Aus Umweltgesichtspunkten nicht schön, aber weltweit eindeutig der größte Anteil. Durch den hohen Energiebedarf in den Rechenzentren wird hier quasi immer mehr die Umwelt ausgebeutet. Das stimmt bei Atomstrom so nicht ganz und ist ein wenig provokant, aber durch die stark wachsenden Rechenzentren weltweit ist es nicht ganz unwahr.
2.) Strom aus klassischen Quellen und RECS Zertifikate für das gute Gewissen
Was sind denn bitte RECS-Zertifikate? Gute Frage. RECS steht für „Renewable Energy Certificates System“. Im Prinzip nichts anderes als eine Bestätigung, dass eine gewisse Strommenge umweltfreundlich produziert wurde. Im Laufe des letzten Jahrhunderts hat sich eine Vielzahl von verschiedenen Stromerzeugungsmethoden entwickelt. Einige davon sehr umweltfreundlich, die Anderen sind als Umweltverschmutzer bekannt.
Durch die notwendigen Stromübertragungsnetz hat man aber eigentlich immer zwei Probleme. Erstens kann man nie zwischen verschiedenen Stromsorten unterscheiden und zweitens ist es kompliziert den Strom über eine weite Strecke zu übertragen.
Was macht also ein Wasserkraftwerk in Norwegen mit seinem „Naturstrom“? Es speist den Strom in das Netz ein. Der Strom wird aber nie nach Deutschland geleitet, das geben die Netzstrukturen gar nicht her. Also stellen die Betreiber ein Zertifikat aus, dass sie in einem Zeitraum eine gewisse Menge grünen Strom produziert haben. Ich in Deutschland kann das Zertifikat nun kaufen und mich freuen, dass ich nur Strom nutze der aus diesem Kraftwerk kommt…
Wenn man ernsthaft drüber nachdenkt, merkt man das die ganze Geschichte noch keine runde Sache ist. Die genaue Erläuterung gibt es übrigens zum Nachlesen.
Das System mit den RECS Zertifikaten ist meiner Meinung nach ein Schritt in die richtige Richtung. Mehr aber auch nicht. Klar ist es in Deutschland nicht so einfach die benötigte Menge an Strom aus erneuerbaren Quellen zu produzieren. Man müsste halt investieren…
3.) Strom von einem Anbieter der erneuerbaren Energien nutzt
Darüber hinaus gibt es auch einige Stromanbieter die ausschließlich Ökostrom liefern und produzieren. Die Naturenergie AG ist ein solcher Anbieter. Die Gesellschaft setzt nur eigene Wasserkraftwerke ein, um 100% CO2 freien Strom zu gewinnen. Um bei dem Beispiel zu bleiben: Die Naturenergie verkauft Strom aus eigenen Wasserkraftwerken am Hochrhein. Eigentlich die beste Lösung. Allerdings gibt es auch hier ein paar Kritipunkte. Diese sind auf der Wikipedia schön dargestellt.
Kurz zusammenfassend kann man sagen, dass das Unternehmen der atomstromnahen EnBW gehört und dass die Nutzung bereits existierender Wasserkraftwerke natürlich nicht mehr grünen Strom produziert. Aus meiner Sicht ist es aber ein gutes Zeichen auf diese Anbieter zu setzen, da man damit die Ökostromerzeugung in unserer Region fördert und einen deutlichen Konsumentenwunsch hinterlässt. Das hilft ja Firmen oft bei der Entscheidungsfindung …
Ökostrom Hoster in Deutschland
Schauen wir uns einfach mal einige Anbieter in Deutschland genauer an:
1&1
Einer der größten Hoster weltweit setzt in Deutschland auf RECS Zertifikate der Stadtwerke Karlsruhe.
1blu
Bei 1blue.de habe ich keinen Hinweis auf Ökostromnutzung entdecken können.
All-inkl.com / Neue Medien Münnich
Bei dem bei Endkunden beliebten Hoster all-inkl.com habe ich keinen Hinweis auf Ökostromnutzung entdecken können.
Canhost e.K.
Bei Canhost habe ich keinen Hinweis auf Ökostromnutzung entdecken können.
Domainfactory
Der Münchner Hoster DomainFactory setzt auf klimaneutrales Hosting über Zertifikate für ein Windprojekt in Indien.
fast IT GmbH & Webtropia
Bei der fastIT GmbH habe ich keinen Hinweis auf Ökostromnutzung entdecken können. Das gilt auch für Webtropia.com die das Rechenzentrum der fastIT Gmbh nutzen.
Greatnet.de
Bei Greatnet habe ich keinen Hinweis auf Ökostromnutzung entdecken können.
Hetzner Online AG
Die Hetzner Online AG deckt ihren Strombedarf zu 100% aus erneuerbaren Energien. Der Strom stammt von der schon erwähnten Naturenergie mit ihren Wasserkraftwerken in Deutschland. Auf der Hetzner-Webseite steht, dass 11.024 Tonnen CO2 eingespart werden. Allerdings nicht in welchen Zeitraum
Hosteurope
Nachdem Hosteurope nun mehrere Preise für ihre grünes Rechenzentrum bekommen hat, könnte man eigentlich davon ausgehen, dass auch Hosteurope auf Strom aus erneuerbaren Quellen setzt. Allerdings wurde anscheinend nur die Technik des Rechenzentrums optimiert um die Energiebilanz zu verbessern. Der Strom selbst stammt aus Wasserkraftwerken in Norwegen. Hosteurope gehört damit zu den RECS-Kunden.
internet24
Bei internet24.de habe ich keinen Hinweis auf die Nutzung von Ökostom entdecken können.
Netbuild GmbH
Bei Netbuild habe ich keinen Hinweis auf die Nutzung von Ökostom entdecken können.
Netclusive
Bei Netclusive habe ich keinen Hinweis auf die Nutzung von Ökostom entdecken können.
Netdirekt
Bei Netdirekt habe ich keinen Hinweis auf die Nutzung von Ökostom entdecken können.
Manitu
Bei Manitu.de wird vorbildlicherweise Ökostrom aus einem lokalen Wasserkraftwerk in Trier eingesetzt. Dafür gibt es auch eine schicke Bescheinigung der verantwortlichen Stadtwerke.
OVH
OVH ist einer der Anbieter die in ihrem Rechenzentren Wasserkühlung einsetzen um die Kosten der Klimaanlage zu reduzieren. Allerdings konnte ich keine Angaben über die Nutzung von Strom aus regenerativen Quellen entdecken.
Plusserver mit den Marken Server4You und Serverloft
Zu der Plusserver AG gehören sowohl Server4You als auch Serverloft. Alle Anbieter setzen auf den klassischen Strombezug. Zwar bietet Server4you einen sparsamen EcoServer an, das war es aber auch schon mit dem nachhaltigen Wirtschaften.
Strato AG
Der nach eigenen Angaben zweitgrößte europäischer Webhoster hat in den letzten Jahren auch sehr an Energieeinsparungsmaßnahmen gearbeitet. Darüber hinaus setzt Strato seit 2008 auf Strom der schon erwähnten Naturstrom AG und nimmt den Klimaschutz ernst.
WebHostOne e.K.
Bei WebHostOne habe ich keinen Hinweis auf die Nutzung von Ökostom entdecken können.
Schlussfolgerung:
Nur die großen Hoster kümmern sich um ihre Markenauftreten und die Platzierung auf der grünen Welle. Als ich mit dem Artikel angefangen habe, dachte ich ehrlich gesagt, dass des mehr Bewusstsein in der Branche gibt. Da habe ich mich anscheinend doch getäuscht.
Nur Hetzner Online, Manitu.de und Strato setzen wirklich auf grünen Naturstrom. Der günstigere Strom über RECS Zertifikate wird bei Hosteurope, 1&1 und Domainfactory genutzt. Alle anderen Anbieter die mir so eingefallen sind, sparen sich das Engagement in Strom aus regenerativen Quellen und optimieren lieber ihre eigene Infrastruktur um ihre Kosten zu senken. Damit spart man natürlich auch Strom, deswegen sollte das nicht unerwähnt bleiben. Es schaut aber immer so aus, als ob Kostenbewusstsein und nicht Umweltbewusstsein als Motivation dient.
Sollte ich jemanden vergessen haben, bitte ich um Nachsicht. Ich passe die Liste gerne auch noch mal an.
Als Abschluss noch ein paar Öko-Hoster aus dem Ausland. Dazu schreibe ich in kürze noch mal einen Artikel.
Ökoanbieter im Ausland:
http://www.green-hosting.co.uk/
http://www.greenhosting.at/
http://greenhosting.org/
http://www.greensta.de/about.php
Bei Fragen und Anregungen freue ich mich über einen Kommentar.
Bildnachweis: © WernerB / PIXELIO
10 Antworten to “Öko Hosting in Deutschland – Wie steht es um die Green IT?”
24. Juni 2009
hype.yeebase.comÖko Hosting in Deutschland – Wie steht es um die Green IT?…
Welche Hostinganbieter in Deutschland setzen auf Ökostrom? Dazu wurden 17 Webhoster auf ihr grünes Gewissen verglichen und geprüft wie weit die Green IT in Deutschland schon angekommen ist….
24. Juni 2009
KChristophKlein und fein: http://www.greensta.de/ – Ich habe einen Teil meiner Gebilde dort und bin sehr zufrieden.
25. Juni 2009
OliverHallo Christoph,
kannt ich in der Tat noch nicht. Danke für den Hinweis!
29. September 2009
RenéEventuell hilft auch ein Blick auf die Seite http://www.ecologee.net/ (Menüpunkt: Eco-ISPs).
Es ist zwar toll, dass zumindest die großen Hoster an Öko-Hosting denken. Dass man sich aber auf den Produzenten Naturenergie AG konzentriert, ist jammer schade. Die Naturenergie AG ist nicht wirklich unabhängig (EnBW-Tochter/-Gesellschaft) und reinverstiert nicht in neue Anlagen. Letzteres ist eines der wichtigsten Kriterien bei der Auswahl eines “guten” Ökostrom-Lieferanten. Denn irgendwann ist die Kapazitätsgrenze erreicht (wenn das nicht schon so ist) und dann wird über Umwege Strom eingekauft und als “Ökostrom” deklariert. Da das alles sehr intransparent ist, kann man da nichts genau nachvollziehen. Ich gebe nochmal zu bedenken, dass EnBW dahinter steckt. Und dass die Ihre Atompolitik nicht ändern werden, liegt u.a. an der neuen Bundesregierung.
Wirklich unabhängige Ökostromproduzenten sind nur folgende Unternehmen: Greenpeace Energy (http://www.greenpeace-energy.de/), Naturstrom (http://naturstrom.de/), EWS (http://www.ews-schoenau.de/) und Lichtblick (http://www.lichtblick.de). Gerade von den großen Hostern hätte ich erwartet, dass sie sich einen Produzenten aus dieser Liste schnappen. Greenpeace Energy wäre wahrscheinlich aus Marketingsicht der beste Kandidat. Es gibt einige kleine Hoster in Deutschland, die Strom von diesen Produzenten nutzen (z.B. Biohost (http://biohost.de/) oder d-hosting (http://www.d-hosting.de/2009/01/green-housing-bereich-am-netz/)). Ich selbst werde demnächst auch Öko-Hosting mit Strom von Greenpeace Energy anbieten (im Rechenzentrum von d-hosting).
Wichtig bei der ganzen Geschichte ist eigentlich nicht der Hoster, sondern das Rechenzentrum. Viele Hoster mieten sich nur über Server-Housing (Co-Location) in Rechenzentren ein, um dort ihre Server zu betreiben. Demzufolge ist man abhängig vom RZ-Betreiber. Und diese haben meist langfristige Verträge mit den klassischen Stromproduzenten. Ein zukunftsweisendes Rechenzentrum ist kürzlich in Ulm auf die Beine gestellt worden (http://www.gruene-it.de/index.php/2009/03/05/scanplus-plant-null-energie-rechenzentrum/). Davon muss es noch mehr geben.
Übrigens: Ökostrom zum betreiben von Servern muss nicht unbedingt teurer sein als klassischer Strom. Braukohle-, Steinkohle und Atomstrom werden immer teurer. Das wird sich un Zukunft auf nicht ändern. Es kostet mehr und mehr Geld, den “Dreck” zu beseitigen, der bei der Produktion entsteht.
16. März 2010
steffanosMehr Informationen wie man es selbst besser machen kann als diverse Hoster sieht man auf hier: oekostromanbieter.org. Wirklichen Nutzen bringen tatsächlich nur neue Anlagen. Strom aus einem 40 Jahre alten Wasserkraftwerk in Deutschland oder einem 40 Jahre alten Wasserkraftwerke aus Norwegen bringen nichts! Nur Anbieter, die wirklich in neue Anlagen investieren tragen zum AUSBAU der Nutzung erneuerbarer Energien bei.
9. Mai 2010
Henriknetroom.de ist vielleicht für den einen oder anderen noch ein interessanter Ökostrom-Hoster.
11. Juni 2010
SabrinaHallo,
ich befinde mich derzeit bei der Gründung eines Onlineshops, über welchen ich Damen und Herren Bekleidung & Acc. sowie Wohnacc anbieten werde.
Bei der Wahl meiner Marken konzentriere ich mich auf besondere Werte. Nachhaltigkeit, Fair-Trade, soziales Engagement, aber auch besondere & kleinere handmade Marken mit vergleichbarer Philosophie werden vertreten sein.
Damit das ganze auch meiner Philosophie entspricht, versuche ich alles so grün wie möglich zu designen. Ich arbeite zwar mit Farben, aber achte bei Verpackungen, Strom, Papierverbrauch usw auf die Folgen und was ich dagegen im voraus unternehmen kann.
Nur bei der Serverwahl habe ich ein Problem. Eigentlich wollte ich einen von Hetzner mieten, aber jetzt, wo ich Eure Seite gefunden habe, bin ich verunsichert. Ich kenne mich leider besser mit grüner Mode aus, als mit grünen Strom und bin jetzt nicht mehr sicher, ob Hetzner gut ist. Ich weiss, dass ihr mir nicht wirklich Empfehlungen aussprechen dürft, aber so der eine oder andere Tipp wäre ja vielleicht drin, oder
Alle, die ich sonst noch gefunden habe, bieten nur Domains oder Webspace bzw. Hostings an. Ich würde allerdings gerne direkt einen komplett eigenen Server mieten, weil ich die Kapazität voll in Anspruch nehmen werde und es gerade bei Newsletter für mich oder den “Nachbarn auf dem Server” eher problematisch wird.
Daher freue ich mich über jeden Tipp.
Vielen Dank**
Sabrina
11. Juni 2010
PhilDer Webhoster UD Media bezieht zu 100% den Strom von greenpeace energy für seine Server (vgl. udmedia.de/webhosting/rechenzentrum/).
2. Januar 2012
Tobias DaurGrünes Hosting auf Basis von Greenpeace Energy gibt’s beispielsweise bei uns: http://www.lands-concepts.com/green-hosting/
Viele Grüße
Tobias
7. Februar 2012
Phil“…Darüber hinaus setzt Strato seit 2008 auf Strom der schon erwähnten Naturstrom AG und nimmt den Klimaschutz ernst.”
Dieses ist eine grob fahrlässige (wenn auch wünschenswerte) Behauptung. Wie man auf Strato’s Webpräsenz unschwer erkennen kann, beziehen sie Ihren Strom von der NaturENERGIE AG, welche indirekt eine 75%ige Tochter der EnBW ist – und somit mit Ihren Gewinnen die Atommafia quersubventioniert.
Ansonsten: Danke für diesen Artikel, genau nach sowas habe ich gesucht, jedoch hat sich da mittlerweile einiges geändert, so dass hier mal ein Update fällig wäre…